03.04.2019 | 15:00 – 18:00 Uhr   Plattform Gesundheit

20. Plattform Gesundheit "Volkskrankheit Diabetes: Schicksal oder Herausforderung?"

Zucker-Schwemme, Diabetes-Welle oder gar Diabetes-Tsunamie – diese Schlagworte alarmieren die Öffentlichkeit. Diese Begriffe mögen in ihrer Drastig sicherlich den medialen Anforderungen geschuldet sein, doch weisen sie zurecht auf das Grundproblem hin: Die Zahl der Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, steigt seit Jahren kontinuierlich. In Deutschland sind rund sechs Millionen Menschen, also sieben Prozent der Bevölkerung, betroffen, wovon wiederum 90 Prozent an Typ 2-Diabetes erkrankt sind. Jeden Tag gibt es hierzulande 1.000 Neuerkrankungen. Zudem gehen Experten davon aus, dass zwei Millionen Deutsche von Diabetes betroffen sind, ohne es zu wissen.

Mit Ansätzen zur Förderung der Primärprävention im Bereich Ernährung und Bewegung wird auf politischer Ebene gegengesteuert. So wurde 2015 Diabetes als einer der acht Gesundheitsziele in das Präventionsgesetz aufgenommen und 2018 eine Nationale Diabetesstrategie im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung verankert. Zahlreiche Krankenkassen auf der anderen Seite bieten spezifische DMP-Programme für Diabetiker an, versuchen mit innovativen Vorsorgekonzepten oder digitalen Angeboten ihre Versicherten zu unterstützen. Doch angesichts der weiter steigenden Erkrankungszahlen und der hohen Dunkelziffer stellt sich die Frage, ob neue, zielgruppenorientierte Wege beschritten werden müssen.

Auch die Versorgungslage gilt es, kritisch zu beleuchten: Die Deutsche Diabetesgesellschaft geht davon aus, dass etwa 80 Prozent aller Fußamputationen bei Diabetikern vermeidbar wären. Reichen also die bestehenden Ansätze und Angebote aus, um den Krankheitsverlauf bei den Betroffenen positiv zu beeinflussen oder gibt es strukturelle Probleme, die das möglicherweise verhindern?

Neben einer zielgruppenadäquaten Ausrichtung und abgestuften Nutzung von Maßnahmen der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention könnte sich eine stärkere Vernetzung und Kooperation zwischen der stationären und ambulanten Versorgung, zwischen Ärzten, sonstigen Leistungserbringern und den Gesundheitsberufen als geeignetes Instrument herauskristallisieren, um die Versorgung effektiv zu verbessern. Weitere Möglichkeiten zur Stärkung des (Selbst-)Management der Krankheit, bieten die verstärkt auf den Markt kommenden digitalen Angebote. Zu allen genannten Punkten kann auch ein Blick auf die europäische Ebene hilfreich sein.

Stellschrauben und Angriffspunkte, die Betroffenen nachhaltig zu unterstützen, gibt es zahlreich. Doch welche Strategien sind am erfolgversprechendsten?