Mit der „ePA für alle“ hat eines der größten Digitalisierungsprojekte im Gesundheitswesen Fahrt aufgenommen. Seit dem 29. April 2025 erhält jede und jeder gesetzlich Versicherte von ihrer bzw. seiner Krankenkasse automatisch eine elektronische Patientenakte (ePA), wenn kein Widerspruch eingelegt wird (Opt-out). Seit dem 1. Oktober sind darüber hinaus Arztpraxen, Apotheken sowie Krankenhäuser verpflichtet, die Akte aktiv zu nutzen.
Die Testphase der ePA war mit vielen Hindernissen und Herausforderungen verknüpft. In den Modellregionen führten technische Probleme zu Verzögerungen. In Teilen der Ärzteschaft befürchtet man eine Zunahme der Arbeitsbelastung und war sich im Hinblick auf Haftungsfragen unsicher. Auch die Datensicherheit wurde immer wieder kritisch diskutiert. Die Hinweise des Chaos Computer Clubs auf Sicherheitslücken verstärkten die Skepsis vieler Patientinnen und Patienten, der Fokus in der Öffentlichkeit wurde auf die Problemsicht beschränkt. Das Ergebnis: Laut einer aktuellen forsa-Umfrage im Auftrag des IKK e.V. sind 59 Prozent der Befragten besorgt, dass die ePA nicht ausreichend gegen Hackerangriffe geschützt ist. Zudem fühlen sich viele Versicherte immer noch nicht ausreichend informiert und erkennen noch keinen unmittelbaren Nutzen. Es wird Zeit, die Chancen in den Blick zu nehmen.
Die Erfahrungen anderer europäischer Länder – etwa Estland, Finnland, Dänemark und Österreich – zeigen das Potenzial der ePA: Alle relevanten Gesundheitsdaten werden an einem Ort gebündelt. Dies ermöglicht den Behandelten einen schnellen Zugriff und sichert Transparenz. Die Abstimmung zwischen Ärztinnen und Ärzten, Apotheken und Pflegekräften verbessert sich und Doppeluntersuchungen werden vermieden. Dies spart sowohl personelle als auch finanzielle Ressourcen. In Zeiten der angespannten finanziellen Situation in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und des Fachkräftemangels ist das wichtiger denn je.
Ein weiteres Potenzial liegt in der wissenschaftlichen Nutzung der in der ePA gesammelten Daten. Sie eröffnen wertvolle Chancen für Forschung und Gesundheitswesen, indem sie neue Erkenntnisse zur Verbesserung der Behandlung, zur Stärkung der Patientensicherheit und zur Vermeidung von Versorgungsdefiziten ermöglichen. Die EU hat hierzu bereits einen gemeinsamen europäischen Rahmen gesetzt.
Die ePA bewegt sich also zwischen großen Erwartungen und spürbaren Herausforderungen – wie lassen sich diese miteinander in Einklang bringen?
Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt der Diskussion:
- Wie können Krankenkassen, Leistungserbringer und Patienten von der ePA profitieren und wie lässt sich Vertrauen in die Sicherheit aufbauen?
- Welche Bedingungen sind nötig, damit Versicherte und Leistungserbringer die ePA nutzen und als nützlich empfinden? Und welchen Beitrag kann sie zur Förderung der (digitalen) Gesundheitskompetenz und Patient Empowerment beitragen?
- Welche politischen und strukturellen Voraussetzungen sind für eine gelingende Weiterentwicklung der ePA nötig?
- Welche Lehren können aus der Umsetzung der ePA für die Digitalisierung im Gesundheitswesen gewonnen werden?
Programm
16.00 Uhr: Begrüßung
- Hans Peter Wollseifer, Vorstandsvorsitzender des IKK e.V.
16.20 Uhr: Status und Erfahrungen aus 10 Jahren ELGA
- Dr. Stefan Sabutsch, Technischer Geschäftsführer der ELGA GmbH, Österreich
16.40 Uhr: Podiumsdiskussion
- Lena Dimde, Product Ownerin der ePA, gematik GmbH
- Robert Leitl, Verwaltungsratsvorsitzender der BIG direkt gesund und Mitglied im Beirat der gematik GmbH
- Annette Rennert, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Praxis im Kaiserviertel, Dortmund
- Stefan Schwartze, MdB, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten
17.45 Uhr: Fazit
- Jürgen Hohnl, Geschäftsführer des IKK e.V.
Moderation: Julia Klann, freie Journalistin
32. Plattform Gesundheit "Die ePA im Praxistest – Chancen, Herausforderungen, Perspektiven"
19. November 2025, 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr
dbb forum berlin, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin
Anmeldung Vor-Ort-Teilnahme(bis 17. November)
Falls Sie nicht vor Ort teilnehmen können, steht Ihnen am 19. November, ab 16 Uhr, ein Live-Stream der Veranstaltung in unserem Youtube-Kanal zur Verfügung. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.